An meinem letzten Tag in Leipzig steht für mich noch einmal
die jüngste Vergangenheit im Mittelpunkt.
Zuerst besuche ich das Zeitgeschichtliche Forum (Stiftung
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland), das schon von meinem
ersten Tag an, mein Interesse durch das vor den Ausstellungsräumen aufgebaute Kunstwerk „Der Jahrhundertschritt“ erweckte.
Wolfgang Mattheur: Der Jahrhundertschritt
(im Hintergrund der Naschmarkt und das Alte Rathaus)
Die Skulptur wurde von Wolfgang Mattheuer 1984 geschaffen.
Mich spricht diese Figur mit eingezogenem Kopf, Hitlergruß, sozialistischem
Marschschritt und geballter Faust unmittelbar an. Die Benennung „Der
Jahrhundertschritt“ fügt noch eine Bedeutungsebene zu diesem ausdrucksstarken
Kunstwerk hinzu.
Die Ausstellung innen informiert über die Zeit nach 1945 in
der DDR. Die dargestellten Lebensläufe
berühren. Die Art der Präsentation ist ebenfalls gelungen, sehr anschaulich und
persönlich.
Im Anschluss nehme ich an einer Führung „Auf den Spuren der
Friedlichen Revolution 1989“ teil, die vor der Nikolaikirche beginnt.
Unsere Führerin hatte damals selbst an der Besetzung der
Stasizentrale teilgenommen. Sie erzählt uns von ihrer Herkunft aus einer
evangelischen Pfarrersfamilie, ihrem Engagement in der Kirche, was ihren
Kindern im Jahre 1989 bei den Demonstrationen widerfuhr und geht mit uns die
wichtigsten Schauplätze des Jahres 1989
ab.
Die Nikolaikirche - hier fanden die Montagsgebete statt - anschließend zogen Demonstrationen durch die Stadt - der Radius wurde immer größer
Fazit: Nicht erst die großen Demonstrationen im Oktober
(70000 Menschen am 9. 10./ 120 000 am 16.10.) brachten das Ende der Diktatur.
Schon zuvor läuteten viele kleine Aktionen dieses Ende ein.
Es wird aber auch deutlich, welchen Mut die Menschen
aufbrachten und welche Gefahr bestand.
Am Ende meines Leipzigs Aufenthaltes bin ich sehr froh, hier
fünf informative und berührende Tage in dieser – für Deutschland so wichtigen –
Stadt verbracht zu haben.