Am Nachmittag besuche ich das Stasimuseum in der „Runden
Ecke“. Dieses Gebäude wurde 1913 für eine Versicherung erbaut und seit 1950 vom
Ministerium für Staatssicherheit genutzt. Das Museum wird vom Bürgerkomitee
geleitet, das auch damals das Haus besetzte und im Dezember 1989 dafür gesorgt
hat, dass die Akten nicht von der Stasi vernichtet wurden.
Ich erfahre die wichtigsten Daten aus dem Herbst 1989 –
sicher, habe ich alles schon mal gehört, aber hier vor dem historischen
Schauplatz wirkt alles lebendiger. Die Ausstellung wurde schon 1990/91 vom
Bürgerkomitee angelegt – auch das sorgt für authentische Atmosphäre.
Einige Details:
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Wer als Besucher das Gebäude betrat, konnte es
nicht mehr selbständig verlassen – die Tür hatte keinen Griff nach innen.
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1989 hatte die Stasi 1,5 Mio. Schuss Munition
gelagert (für 500000 Leipziger)
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Jeder Westbrief wurde gelesen – 100% Überwachung
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Aus strategischen Gründen wurden manchmal
Geldsendungen aus dem Westen durchgelassen – aber jedes Jahr nahm die Stasi 180
000 DM durch das Nichtweiterleiten von Geldbriefen ein
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1989 gab es 1000 private Telefonanschlüsse in L.
– 350 konnten immer gleichzeitig abgehört werden – die Kassetten für die
Aufnahmen wurden aus Westpaketen genommen (oftmals Kassetten mit
Weihnachtsliedern!)
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Es gab 2400 offizielle Mitarbeiter und 10000 IM
(inoffizielle Mitarbeiter) in Leipzig
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Die „Geruchskonserven“ (Körpergeruch von
Oppositionellen) und der operative Bauarbeiterkoffer (Verkleidung als
Bauarbeiter bei Observation) wirken aus heutiger Sicht geradezu komisch - und machen den Titel der Ausstellung (Macht und Banalität) verständlich.
Am Abend esse ich im Drallewatch – Viertel im „Arabischen
Coffee Baum“ – die Sonne scheint, Leute flanieren, ein Brunnen plätschert –
also ideale Entspannung.
Anschließend bummele ich noch einmal durch die Innenstadt
und erkunde weitere Ecken zu Fuß, wie z. B. das Neue Rathaus, die Moritzbastei
und die Einkaufsstraßen. Auch die neuerbauten Shopping Bereiche überzeugen mit
bemerkenswerter Architektur. Fazit: Als Einkaufsstadt muss sich Leipzig
bestimmt nicht verstecken – hier besteht ein exklusives Angebot, das- wie ich
finde - mit Hamburg mithalten kann.
Das Neue Rathaus auf dem Burgplatz - sieht selbst aus wie eine Burg (Bau 1905)
Am Abend sieht die Einkaufsstraßen leer - und die Fassaden geraten in den Blick.
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