Donnerstag, 18. Juli 2013

Leipzig - Stasimuseum: Macht und Banalität // Neue Architektur am Abend


Am Nachmittag besuche ich das Stasimuseum in der „Runden Ecke“. Dieses Gebäude wurde 1913 für eine Versicherung erbaut und seit 1950 vom Ministerium für Staatssicherheit genutzt. Das Museum wird vom Bürgerkomitee geleitet, das auch damals das Haus besetzte und im Dezember 1989 dafür gesorgt hat, dass die Akten nicht von der Stasi vernichtet wurden.


Ich erfahre die wichtigsten Daten aus dem Herbst 1989 – sicher, habe ich alles schon mal gehört, aber hier vor dem historischen Schauplatz wirkt alles lebendiger. Die Ausstellung wurde schon 1990/91 vom Bürgerkomitee angelegt – auch das sorgt für authentische Atmosphäre.
Einige Details:
-        Wer als Besucher das Gebäude betrat, konnte es nicht mehr selbständig verlassen – die Tür hatte keinen Griff nach innen.
-        1989 hatte die Stasi 1,5 Mio. Schuss Munition gelagert (für 500000 Leipziger)
-        Jeder Westbrief wurde gelesen – 100% Überwachung
-        Aus strategischen Gründen wurden manchmal Geldsendungen aus dem Westen durchgelassen – aber jedes Jahr nahm die Stasi 180 000 DM durch das Nichtweiterleiten von Geldbriefen ein
-        1989 gab es 1000 private Telefonanschlüsse in L. – 350 konnten immer gleichzeitig abgehört werden – die Kassetten für die Aufnahmen wurden aus Westpaketen genommen (oftmals Kassetten mit Weihnachtsliedern!)
-        Es gab 2400 offizielle Mitarbeiter und 10000 IM (inoffizielle Mitarbeiter) in Leipzig
-        Die „Geruchskonserven“ (Körpergeruch von Oppositionellen) und der operative Bauarbeiterkoffer (Verkleidung als Bauarbeiter bei Observation) wirken aus heutiger Sicht geradezu komisch - und machen den Titel der Ausstellung (Macht und Banalität) verständlich.




 Auf den Stufen der "Runden Ecke" stellten die Demonstranten damals die Kerzen ab.


Am Abend esse ich im Drallewatch – Viertel im „Arabischen Coffee Baum“ – die Sonne scheint, Leute flanieren, ein Brunnen plätschert – also ideale Entspannung.


Anschließend bummele ich noch einmal durch die Innenstadt und erkunde weitere Ecken zu Fuß, wie z. B. das Neue Rathaus, die Moritzbastei und die Einkaufsstraßen. Auch die neuerbauten Shopping Bereiche überzeugen mit bemerkenswerter Architektur. Fazit: Als Einkaufsstadt muss sich Leipzig bestimmt nicht verstecken – hier besteht ein exklusives Angebot, das- wie ich finde -  mit Hamburg mithalten kann.


 Das Neue Rathaus auf dem Burgplatz - sieht selbst aus wie eine Burg (Bau 1905)


 Am Abend sieht die Einkaufsstraßen leer - und die Fassaden geraten in den Blick.





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