Freitag, 27. Juli 2018

Wittenberger Schlosskirche und Lutherhaus

Gegen 10 Uhr mache ich mich auf zur Schlosskirche. Dort befindet sich Luthers berühmte Thesentür - wohl das Hauptziel aller Wittenberg Touristen, auch wenn historisch nicht genau zu belegen ist, dass die Thesen dort angenagelt wurden. Für viele hat dieser Platz eine echte religiöse Bedeutung. So treffe ich hier z. B. eine Frauengruppe aus Korea, die ein mehrsprachiges Gebet singt.




Die hölzerne Originaltür wurde im Siebenjährigen Krieg zerstört. Der preußischer König Friedrich Wilhelm IV. hat die aktuelle Bronzetür mit den 95 Thesen in Latein gestiftet. Überhaupt ist nur noch wenig original, denn die Kirche ist 1760 auch ausgebrannt.
Die heutige Kirche wurde im neugotischen Stil erbaut. Ihre ruhig - helle Ausstrahlung spricht mich aber an. Besonders berührt es mich, vor den Gräbern Luthers und Melanchtons zu stehen. Ergänzend erfahre ich in einer angrenzenden Ausstellung noch mehr über die Mitstreiter Luthers, z. B.Georg Spalatin, aber auch die Rolle der kurfürstlichen Brüder Friedrich und Johann. Es wird mir deutlich, welche Rolle „das Netzwerk Luthers“ spielte und wie viele herausragende Persönlichkeiten der Zeit mitgeholfen haben.
Die Mittagszeit verbringe ich wieder auf der Wallanlage. Durch die anhaltende Hitze sind die Rasenflächen verbrannt, aber die meisten der 250 Jahre alten Bäume stehen noch unbeeindruckt in Blätterpracht.


Am Nachmittag nehme ich an einer Führung im Lutherhaus teil. Gut, dass ich eine Woche bleibe. So kann ich selbst an Veranstaltungen teilnehmen, die nur einmal die Woche angeboten werden. Allerdings sind viele Inhalte Wiederholung. Ich vermisse Vertiefungen, aber die meisten dieser Stadt- und Museumsführer sind eben doch nur angelernte Kräfte, keine Historiker oder Theologen. Wer - wie ich - doch schon recht vertraut mit Luther und seiner Zeit ist, erfährt kaum Neues.


Trotzdem lohnt sich der Besuch des Lutherhauses. Es wird mir bewusst, wie groß das ehemalige Klostergebäude war und was es bedeutet haben mag, hier mit Familie, Pflegekindern, Pensionsstudenten und Gästen täglich zweimal zu essen. Das heutige Lutherhaus ist renoviert und erweitert, so dass man etwas Phantasie braucht, sich Katharinas Bienen, Hühner und Ziegen um das Haus herum vorzustellen.







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