Dienstag, 31. Juli 2018

Ankunft in Bernburg - die Talstadt

Heute geht es für mich weiter nach Bernburg.

Mein Ziel für heute: Bernburg an der Saale

Dabei bekomme ich auch einen Eindruck von dem Aussenbereich Wittenbergs und der Reform Siedlung an der Dessauer Straße.
 Hier sind deutlich weniger Autos unterwegs, als ich es aus dem Hamburger Bereich gewohnt bin. Eine direkte Strassenverbindung gibt es nicht, aber der Navi führt mich zuverlässig um alle Baustellen und über die A 9.
Um 12:30 treffe ich im Hotel ein.
Nach einer Pause starte ich um 15:00 Uhr zum Stadtrundgang in der Talstadt- trotz Gluthitze.



Am Abend zeigt sich, dass Bernburg heute den Hitzerekord gebrochen hat - als heißester Ort Deutschlands seit Temperaturaufzeichnung mit 39, 4 Grad.


Aber die Sonne brennt auch wirklich unerträglich, so dass ich in einer Stadtbäckerei für ein gekühltes Getränk unterbreche. Im Anschluss muss ich unbedingt Grün sehen und mache mich auf den Weg zum Kurhaus. Das stellt sich jedoch als inzwischen anders genutztes Gebäude heraus. Dann finde ich doch noch den Kurpark - aber auch hier kein Café. Weiter gehts zum Schiffsanleger - hier werden hoffentlich Getränke verkauft. Aber nein, alles - verlassen. Bis auf das Hinweisschild auf morgige Ausflugsfahrten.

Endlich ein Ausflugslokal! 

 Endlich entdecke ich ein reizend altmodischees Ausflugslokal 500 Meter weiter. Kaffee, Bockwurst und ein spektakulärer Blick auf das Schloss am gegenüberliegenden Saaleufer.
Saalebrücke im Abendsonnenlicht

Abends gehe ich erst um 20:30 zum Essen in ein Restaurant der Altstadt, das ich beim historischen Stadtrundgang entdeckt habe. Interessant das Gespräch am Nachbartisch, wo sich zwei junge Männer über ihre Arbeit unterhalten. Ich staune über ihre Ernsthaftigkeit und Ruhe.

Abendstimmung in Bernburg


Montag, 30. Juli 2018

Askanier in Wittenberg und der Tiergarten

An meinem letzten Tag in Wittenberg will ich mir die Ausstellung über die Askanier in der Stadtinformation ansehen. An dieser Stelle befand sich früher ein Franziskaner Kloster, das die Grablege dieses  1422 ausgestorbenen Herrschergeschlechts darstellte.

Klosterkirche und Stadtinformation

Tatsächlich ist diese Familie für die Geschichte Mitteldeutschlands entscheidend; doch sind die vielen mitteldeutschen Dynastien und und ihre wechselnden Gebietsansprüche schwer nachvollziehbar. Ich hoffe auf besseren Durchblick.

Simulation einer Kathedrale - hinten das Grabgelege von Rudolf II.

Von der Ausstellung bin ich ganz begeistert! Ein hervorragend gestalteter Überblick, der auch atmosphärisch anspricht. Der Raumeindruck einer Kathedrale ist wirklich recht gut getroffen. Ich komme mit der Angestellte der Stadtinformation ins Gespräch. Sie hört selten von so begeistertem Zuspruch. Sonst wollten alle nur von Luther hören. Aber ich glaube, dass dieser Teil einfach auch viel zu wenig beworben wird.
Den Nachmittag verbringe ich im Tierpark, einem der kleinsten Zoos Deutschlands - direkt an der Wallanlage mit kostenfreiem Eintritt.

Weißgesichtsseidenäffchen - sie machen mir besonderen Spaß

Der Tierpark überrascht mit seinen 25 verschiedenen Anlagen und einer erstaunlichen Anzahl von Tierarten: Uhus und Eulen, Äffchenarten, Nasenbären, Erdmännchen, Kattas ...

Totenkopfäffchen 

Nasenbär


Sogar ein Aquarium gibt es hier - es beherbergt die Fischarten der Elbe
Den letzten Abend verbringe ich wieder im italienischen Restaurant am Holzmarkt. Dann noch packen für die Fahrt morgen nach Bernburg...

Sonntag, 29. Juli 2018

Melanchthon und Hunderwasser

Die gestrige Nacht hat mit ein wenig Regen die erhoffte Abkühlung gebracht. Doch beim Frühstück sind es bereits wieder 21 Grad. Heute vormittag will ich zum Wohnhaus Melanchthons, das extra für ihn 1539 erbaut wurde und noch weitgehend original erhalten ist.

Blick vom Kräutergarten zur Rückfront des Hauses

Melanchthon beeindruckt mich mit seinen außergewöhnlichen Griechischkenntnissen und seinem einzigartigen Bildungsgang. Die kenntnisreiche und lebendige Führung bringt mir den großen Gelehten auch in persönlichen Details nahe: der Tod seiner Lieblingstochter, in einer gewalttätigen Ehe, seine nicht Kochen könnende Ehefrau, seine asketischen Essgewohnheiten.

So könnte der Studierraum ausgesehen haben 

Das schöne Renaissancehaus mit dem Kräutergarten kann ich mir nun gut als sein Lebensumfeld vorstellen.

Hier ist Melanchton 29 Jahre alt - Dürer Porträt von 1526

Am Nachmittag entdecke ich mit der Hunderwasserschule von 1999 und den Gründerzeithäusern ein Viertel außerhalb der Altstadt. So rundet sich mein Gesamtbild Wittenbergs weiter ab. Die Hitze knallt in die Straßenzüge.

Hundertwasserschule von 1999
Gründerzeit Wittenberg

Ich bin froh, als ich schließlich wieder die Altstadt erreiche. Erst ein eisgekühltes Getränk in einem Café, dann eine Einkehr in einem vietnamesischen Restaurant am Markt. Überhaupt begegnet man hier vielen vietnamesischen Restaurants und Bekleidungsgeschäften - Nachfahren der DDR „Einwanderungspolitik“. Zum Espresso wechsele ich noch einmal zum Italiener.
Wieder schließe ich den Abend mit einem stimmungsvollen Rundgang zur Schlosskirche und über die Wallanlage.

Wittenberger Abendstimmung



Samstag, 28. Juli 2018

Wittenberger Stadtkirche: Mutterkirche der Reformation

Nach der Erfahrung mit der Führung im Lutherhaus verzichte ich diesmal auf eine organisierte Führung und erschließe mir die Kirche selbständig. Luther hat hier etwa 2000 Predigten gehalten, geheiratet und seine Kinder getauft. Entscheidend ist schon das Gefühl, sich am selben Ort zu befinden.
Vorbereitung beim Morgenkaffee

Die Stadtkirche ist der älteste Bau in Wittenberg und eine der vier UNESCO Welterbestätten der Stadt. In der Kirche dominiert ein Altar von Lukas Cranach d. Ä., der die drei evangelischen Sakramente (Taufe, Abendmahl und Buse ) und die Reformatoren Melanchthon, Bugenhagen und Luther würdigt.

Stadtkirche, Rathaus und Markt am Morgen

Im Altarraum spricht mich ein Amerikaner an. Er möchte gerne ein Erinnerungsfoto von sich vor dem Altarbild. Dabei reckt er die rechte Hand nach oben - fast wie ein Victory Zeichen. Im Gespräch ergibt sich, dass dieser strahlend fröhliche Mann ein Pastor aus Texas ist.  Ich schmunzle ein bisschen - ob ein deutscher Pastor sich wohl in ähnlicher Pose hätte aufnehmen lassen?
Im Cranachhof

Im Anschluss bummele ich kurz durch die Cranachhöfe. Die heisse Mittagszeit verbringe ich wieder im schattigen Wallpark, wo ich in meiner neuen Lutherbiografie gut vorankomme.

Blick in den Cranachhof

Nach dem Abendessen und einem weiteren Stadtspaziergang - Wittenberg in der Dämmrrung bezaubert mich immer wieder - schließe ich den Tag auf dem Weinfest ab.

Freitag, 27. Juli 2018

Wittenberger Schlosskirche und Lutherhaus

Gegen 10 Uhr mache ich mich auf zur Schlosskirche. Dort befindet sich Luthers berühmte Thesentür - wohl das Hauptziel aller Wittenberg Touristen, auch wenn historisch nicht genau zu belegen ist, dass die Thesen dort angenagelt wurden. Für viele hat dieser Platz eine echte religiöse Bedeutung. So treffe ich hier z. B. eine Frauengruppe aus Korea, die ein mehrsprachiges Gebet singt.




Die hölzerne Originaltür wurde im Siebenjährigen Krieg zerstört. Der preußischer König Friedrich Wilhelm IV. hat die aktuelle Bronzetür mit den 95 Thesen in Latein gestiftet. Überhaupt ist nur noch wenig original, denn die Kirche ist 1760 auch ausgebrannt.
Die heutige Kirche wurde im neugotischen Stil erbaut. Ihre ruhig - helle Ausstrahlung spricht mich aber an. Besonders berührt es mich, vor den Gräbern Luthers und Melanchtons zu stehen. Ergänzend erfahre ich in einer angrenzenden Ausstellung noch mehr über die Mitstreiter Luthers, z. B.Georg Spalatin, aber auch die Rolle der kurfürstlichen Brüder Friedrich und Johann. Es wird mir deutlich, welche Rolle „das Netzwerk Luthers“ spielte und wie viele herausragende Persönlichkeiten der Zeit mitgeholfen haben.
Die Mittagszeit verbringe ich wieder auf der Wallanlage. Durch die anhaltende Hitze sind die Rasenflächen verbrannt, aber die meisten der 250 Jahre alten Bäume stehen noch unbeeindruckt in Blätterpracht.


Am Nachmittag nehme ich an einer Führung im Lutherhaus teil. Gut, dass ich eine Woche bleibe. So kann ich selbst an Veranstaltungen teilnehmen, die nur einmal die Woche angeboten werden. Allerdings sind viele Inhalte Wiederholung. Ich vermisse Vertiefungen, aber die meisten dieser Stadt- und Museumsführer sind eben doch nur angelernte Kräfte, keine Historiker oder Theologen. Wer - wie ich - doch schon recht vertraut mit Luther und seiner Zeit ist, erfährt kaum Neues.


Trotzdem lohnt sich der Besuch des Lutherhauses. Es wird mir bewusst, wie groß das ehemalige Klostergebäude war und was es bedeutet haben mag, hier mit Familie, Pflegekindern, Pensionsstudenten und Gästen täglich zweimal zu essen. Das heutige Lutherhaus ist renoviert und erweitert, so dass man etwas Phantasie braucht, sich Katharinas Bienen, Hühner und Ziegen um das Haus herum vorzustellen.







Donnerstag, 26. Juli 2018

Lutherpanorama 1517


 
Heute soll der heißeste Tag des Jahres werden: 36 Grad werden erwartet. Trotzdem  habe ich zwei Unternehmungen geplant: Das 360 Grad Panorama von Yadegar Asisi und eine Abendstadtführung um 19 Uhr. Doch zunächst genieße ich ein ausgiebiges Frühstück.

Im Luther Panorama 1517



Yadegar Asisi ist berühmt für seine Erneuerung der Form der Panoramaschau. Das Lutherpanorama hat er extra für das Lutherjahr entworfen. Es zeigt Wittenberg um 1517. Mit Hilfe von Licht und Toneffekten wird ein lebendiges Stadtbild um 1517 in Szene gesetzt. Ich schließe mich einer Führung an, bei der die wichtigsten Figurengruppen ins Bewusstsein gehoben werden. Ein empfehlenswerter  Einstieg in die Lutherzeit, der gut zur Veranschaulichung beiträgt.

Luther Socken mit der Aufschrift: Hier stehe ich und kann nicht anders. Wer die wohl kauft?

Im Shop des Panoramahauses entdecke ich skurrile Lutherdevotionalien: Socken mt religiösen Sentenzen und kleine Lutherplaymobilfiguren. Ich entscheide mich für eine Lutherbiografie aus der Beckschenreihe - nachdem ich in meiner 600 Seiten Biografie von Hans Schilling nur ein Drittel zur Vorbereitung der Reise geschafft hatte.
 Inzwischen ist es sehr heiß geworden, so dass ich im Anschluss einige Zeit im Wallpark -  beim Lesen der neuen Biografie - verbringe. Am Spätnachmittag stärke ich mich in einem Spaghettieis, um für die Abendführung fit zu sein. Das erweist sich als gut, denn der sehr informierte Führer dehnt seinen Stadtgang auf fast zwei Stunden aus. Besonders interessieren mich Details zur Biografie Katerina von Boras und zur Cranachfamilie.

Auf dem Weinfest

Am Abend beginnt das Weinfest auf dem Marktplatz - bei einem Glas Wein von der Saale und einem Gespräch mit einem Wittenberger Paar klingt dieser erfüllte Tag geruhsam aus.

Mittwoch, 25. Juli 2018

Ankunft in Wittenberg

Bei sommerlichen Höchsttemperaturen lande ich gegen 15:00 in meinem Hotel in der Schlossstrasse. Glücklicherweise gibt es hier einen eigenen Hotelparkplatz - ganz wichtig  in kleinen historischen Städtchen. Meine Woche hier wird wohl  von einer ausgesprochenen Hitzeperiode begleitet.

Blick zur Schlosskirche


Wittenberg bei Dämmerung - eine erste Stadterkundung



Um mit der Altstadt vertraut zu werden,   laufe ich einmal den Stadtrundgang nach einem Vorschlag der Touristeninfo ab und hole Informationen über Führungen ein. Nach und nach bilden sich erste Eindrücke. Wittenberg präsentiert sich am Spätnachmittag ruhiger als erwartet. Nur wenige Touristen beleben Restaurants und Plätze. Die meisten Häuser sind auch restauriert, aber einige bedürfen noch der Erneuerung. Für das Lutherjahr wurde viel investiert. Die mittelalterlichen Bächle um das Marktzentrum sind wiederhergestellt und mit auffallend gepflegtem Blumenschmuck geschmückt. Süßkartoffelblume und Blühpflanzen werden offensichtlich aufwendig bewässert, um bei Temperaturen über 30 Grad durchzuhalten.
Die Speisekarten der vielen Strassenrestaurants wirken zum Teil einfallslos, doch im Verlauf eines längeren Rundgangs entdecke ich doch mehrere potentielle Lieblingsrestaurants.
Der Anblick der historischen Gebäude stimmt mich erwartungsfroh: Schlosskirche, Luteherhaus, Melanchtonhaus, Cranachhof ... Und auf dem Marktplatz wird für die nächsten Tage das Weinfest aufgebaut. Ein Spaziergang über die Wallanlage - 1873 auf Beschluss Kaiser Wilhems des Ersten wurde die Stadtventfestigt - inzwischen mit beeindruckendem Baumbestand - runden den positiven Eindruck ab.
Erst nach 21 Uhr wird es kühler. Überraschend finde ich noch Gesprächspartner in der Alten Lateinschule, die nun ein Zentrum der evangelischen Kirche ist. Ein Theologenpaar aus Südafrika erzählt von seinen Eindrücken aus den ersten Monaten in Wittenberg. Nach den Sommerferien wird sie hier als Deutschlehrerin an einer Gesamtschule arbeiten.

Blick zur Stadtkirche

Während Dämmerung und Nacht hereinbrechen, verändert sich die Stadtatmosphäre:
Eindrucksvoll hebt sich die Stadtkirche vor dem Nachthimmel ab.