Von früh an ist es bereits warm. Also bestes Wetter für den Ausflug nach Pillnitz mit Gartenbesichtigung und Dampferfahrt.
Für den Hinweg nehme ich die Straßenbahnlinie 2 vom Altmark bis zur Endstation Kleinschachwitz.
Das Neue Palais Pillnitz |
Mir gefällt die Fahrt durch die Stadt, weil
sie gleich ein authentisches Bild der aktuellen Lebensverhältnisse vermittelt:
zunächst sanierte Plattenbauten und Hochhäuser, erst gegen Ende der Fahrt
Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert.
Auf der Treppe des Neues Palais werden gerade .... |
... hunderte von Blumentöpfen für die Sonderausstellung ... |
Nach einem kurzen Fußweg erreiche ich die Fähre, die mich
über die Elbe zum Schloss bringt. Als ich vor 24 Jahren hier war, konnte man
das Schloss noch nicht besuchen und auch die Parkanlage war noch nicht in
diesem Umfang wieder präsentabel.
Ich entscheide mich für eine 1,5 stündige Führung um 13:00, um einen Überblick über das
weitläufige Gelände zu bekommen. Die Erläuterungen sind etwas umständlich, aber
insgesamt doch anregend und liebenswürdig. Doch auch die Erklärungstafeln im
Schloss sind aussagekräftig.
Bergpalais |
Die heutige Anlage von Schloss Pillnitz wurde so erst im 19.
Jahrhundert fertiggestellt, nachdem 1818 das sich hier noch befindliche Renaissanceschloss abbrandte.
Erst danach wurde das „Neue Palais“ als Sommerresidenz der sächsischen Könige gebaut.
Noch zu Lebzeiten August des Starken wurde das Wasserpalais
im chinesischen Stil errichtet. Ich lerne, dass die „Chinoiserie“ ein
Stillmittel absolutistischer Machtdarstellung war. Angeregt durch erste
Reiseberichte aus dem asiatischen Raum bildete sich die Vorstellung eines fremdländischen,
unbeschwerten Paradieses. Diesem eiferten die absolutistischen Herrscher nach,
um den Eindruck zu erzeugen, dass ihre Lebensumwelt ebenso paradiesisch sei und
sie Beherrscher dieses Paradieses seien. Diese äußere Darstellung war ein
zentrales Ausdrucksmittel absolutistische Macht, ja das Machtmittel selbst.
Malerei im chinesischen Stil bzw. wie dieser Stil zu Augusts Zeiten rezipiert wurde |
August der Starke nutzte Schloss Pillnitz als Ort zum
Spielen. Spiele waren auch darum so wichtig, weil sie eine Gegenwelt zur
regulierten Hofwelt boten. „Fallspiele“, z. B. mit 5 Meter hohen Schaukeln,
vermittelten ein Schwindel- und Rauschgefühl; Verkleidungsspiele erlaubten
Rollentausch und Anonymität.
Im Anschluss an die Schlossführung bummele ich durch die
einladenden Parkanlagen. Der letzte Dampfer zurück geht leider schon um 16:10.
Beim Einsteigen herrscht unglaubliches Gedränge, denn zwei Reisegruppen
schieben andere Wartende einfach beiseite.
Mit dem Dampfer zurück nach Dresden |
Die Brücke "Das blaue Wunder" |
Die umstrittene Waldschlösschenbrücke |
Gegen 17:30 bin ich zurück. Am Abend ist es warm genug, um draußen – auf dem Neumarkt – Essen zu gehen.
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