Zu den Sehenswürdigkeiten, die man in Trier meist erst an
dritter oder vierter Stelle angeht, gehört zweifellos das „Karl – Marx – Haus“.
Trotzdem verdient dieses Haus Aufmerksamkeit. Hier wurde Marx 1818 als Sohn eines Anwaltes geboren. Es gelingt dem Museum mit
Hilfe eines Audioguides und übersichtlicher Strukturierung sehr gut, Marx im
Kontext seiner Zeit zu präsentieren und auch sein Weiterwirken deutlich zu
machen.
Im Karl - Marx - Museum
Was mir besonders in Erinnerung bleibt, ist etwa Folgendes:
Karl Marx entstammte dem liberalen Bürgertum in Trier, das 20 Jahre lang zu Frankreich
gehört hatte und dabei bürgerliche Freiheiten genossen hatte. Als Marx geboren
wurde, gehörte Trier jedoch schon zu Preußen. Diese förderten die Stadt nicht
wirklich, da diese 1000 km von Berlin entfernt war. Trier war im Wesentlichen
Garnisonsstandort.
Das Geburtshaus von außen - es wurde 1726 erbaut - die Familie zog jedoch bald wieder aus und in die Nähe der Porta Nigra.
Zentrale historische Ereignisse sind die Revolutionen 1830
und 1848. Kurz vor der 1848er Revolution verfasste er sein „Kommunistisches
Manifest“. In dieser Zeit verschlechterte sich die Lage der Industriearbeiter
(vgl. 1844 Weberaufstand). Allerdings verfügte Trier gar nicht über Industrie;
Marx profitierte hier von dem Erfahrungen seines Freundes Engels, der seine
Ausbildung in Manchester (Textilindustrie) gemacht hatte.
Mir fällt die zeitliche und inhaltliche Nähe zu den Theorien
Charles Darwins auf – wie dieser die Evolution der Arten untersucht, beschäftigt
sich Marx mit der Entwicklung der Gesellschaft – und ebenso wie Darwin – sieht er
hier einen geradezu „natürlich“ ablaufenden Prozess – Überlebenskampf und
Klassenkampf dienen der „Höherentwicklung“.
Von Marx`Privatleben nehme ich mit, dass er 7 Kinder hatte,
von denen 4 sehr früh starben. Beim Tode seines 8jährigen Sohnes äußerte er,
dass er nun erst wisse, was ein Unglück sei. Er kam nur schwer über den Tod
dieses Kindes hinweg.
Nachdenkenswert finde ich auch die Zitate Willy Brands, der
sich als Präsident der Sozialistischen Parteien sehr differenziert über Marx
äußerte.
Am Ende meines Besuches unterhalte ich mich mit der Museumsangestellten
über die Motive der Besucher: 30 % der Besucher seien Chinesen, viele kämen als
Delegation. Die meisten anderen Besucher zeigen ein eher neutral – historisches Interesse,
aber aus Lateinamerika kommen manchmal noch echte Marxisten und Bewunderer Karls.
Eine Ur-Ur-Ur- Enkelin von Marx, die in Frankreich lebt, war erst kürzlich zu
Besuch.
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