Freitag, 1. August 2014

Trier: Das Karl - Marx - Haus


Zu den Sehenswürdigkeiten, die man in Trier meist erst an dritter oder vierter Stelle angeht, gehört zweifellos das „Karl – Marx – Haus“. Trotzdem verdient dieses Haus Aufmerksamkeit. Hier wurde  Marx 1818 als Sohn eines  Anwaltes geboren. Es gelingt dem Museum mit Hilfe eines Audioguides und übersichtlicher Strukturierung sehr gut, Marx im Kontext seiner Zeit zu präsentieren und auch sein Weiterwirken deutlich zu machen.

Im Karl - Marx - Museum

Was mir besonders in Erinnerung bleibt, ist etwa Folgendes: Karl Marx entstammte dem liberalen Bürgertum in Trier, das 20 Jahre lang zu Frankreich gehört hatte und dabei bürgerliche Freiheiten genossen hatte. Als Marx geboren wurde, gehörte Trier jedoch schon zu Preußen. Diese förderten die Stadt nicht wirklich, da diese 1000 km von Berlin entfernt war. Trier war im Wesentlichen Garnisonsstandort.
Das Geburtshaus von außen - es wurde 1726 erbaut - die Familie zog jedoch bald wieder aus und in die Nähe der Porta Nigra.

Zentrale historische Ereignisse sind die Revolutionen 1830 und 1848. Kurz vor der 1848er Revolution verfasste er sein „Kommunistisches Manifest“. In dieser Zeit verschlechterte sich die Lage der Industriearbeiter (vgl. 1844 Weberaufstand). Allerdings verfügte Trier gar nicht über Industrie; Marx profitierte hier von dem Erfahrungen seines Freundes Engels, der seine Ausbildung in Manchester (Textilindustrie) gemacht hatte.
Mir fällt die zeitliche und inhaltliche Nähe zu den Theorien Charles Darwins auf – wie dieser die Evolution der Arten untersucht, beschäftigt sich Marx mit der Entwicklung der Gesellschaft – und ebenso wie Darwin – sieht er hier einen geradezu „natürlich“ ablaufenden Prozess – Überlebenskampf und Klassenkampf dienen der „Höherentwicklung“.
Von Marx`Privatleben nehme ich mit, dass er 7 Kinder hatte, von denen 4 sehr früh starben. Beim Tode seines 8jährigen Sohnes äußerte er, dass er nun erst wisse, was ein Unglück sei. Er kam nur schwer über den Tod dieses Kindes hinweg.
Nachdenkenswert finde ich auch die Zitate Willy Brands, der sich als Präsident der Sozialistischen Parteien sehr differenziert über Marx äußerte.





Am Ende meines Besuches unterhalte ich mich mit der Museumsangestellten über die Motive der Besucher: 30 % der Besucher seien Chinesen, viele kämen als Delegation. Die meisten anderen Besucher zeigen ein eher neutral – historisches Interesse, aber aus Lateinamerika kommen manchmal noch echte Marxisten und Bewunderer Karls. Eine Ur-Ur-Ur- Enkelin von Marx, die in Frankreich lebt, war erst kürzlich zu Besuch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen