Samstag, 15. August 2015

Erfurt - Anger, neue Architektur und Reiseresümee

Am Ende meines Aufenthaltes in Erfurt möchte ich ein Fazit ziehen. Wie begeistert ich von der Stadt und ihrer Vielfalt bin, ist ja bereits in meinen früheren Blogbeiträgen deutlich geworden.

Blick vom Domhügel - einer der Facetten Erfurts

Als ich anreiste, hatte ich die Bilder vom mittelalterlichen Erfurt im Kopf - nun sind meine Eindrücke sehr viel komplexer geworden. Und dafür stehen z. B. auch die Hinweise auf "Anger" und "neue Architektur" im Beitragstitel.

Am Anger - Alt und Neu harmonieren

Besonders prägend für die Stadt scheint mir der "Anger" zu sein - eine Einkaufsstraße (einmal die Gemeindeweide = Anger), die mit Bauten des Historismus umsäumt ist (z. B. die Hauptpost). Hier kann man nicht nur hervorragend einkaufen, diese Fußgängerzone wird nur von Straßenbahnen befahren und ist weiträumig und großzügig angelegt. Erfurt verfügt über insgesamt drei Fußgängerzonen - alle stehen in enger Verbindung. Das - und die beeindruckende Architektur - sorgt dafür, dass die Stadtatmosphäre so angemehm ist.
Die Hauptpost - Zeugnis des Historismus

Ein Wort zu den Straßenbahnen - diese sind modern und fahren ganz leise - im 10 Minuten City Takt. Wer hier lebt, ist also ausgezeichnet angebunden.
Überhaupt sind - wie mir scheint - in den letzten Jahren gute Entscheidungen für die Stadtentwicklung getroffen worden. Architektonisch gut gestaltete Neubauten (z. B. das Theater Erfurt), die Schließung von mittelalterlichen Stadtlücken (Haus zur Rose in Domnähe, die Häuser in der Schottengasse), und die Sanierung der Plattenbauten sind wirklich gelungen.

Neue Architektur - Das Theater

Mir fällt die Freundlichkeit der Menschen auf. Obwohl Erfurt bei Touristen beliebt ist, ist es keine touristisch überlaufene Stadt. Es sind die Erfurter selbst, die in den vielen Restaurants an den Sommerabenden den Ton angeben - jedenfalls, wenn man nicht unmittelbar in Fischmarkt Nähe ist. Auffallend viele Kleinkinder werden von ihren jungen Eltern auch an den Abenden mitgenommen (Spielt hier der kostenlose Kita - Platz ab dem 1. Lebensjahr eine Rolle?). Mir fallen die vielen jungen Leute auf - gehören sie zur Gruppe der 10000 Studenten?

Erfurt als Stadt der Medien, besonders der Kindermedien, grüßt mit beliebten Figuren in der Innenstadt.
 Hier ist u.a. auch der Sitz des Kika - Kanals

An der Touristeninfo erwerbe ich eine Broschüre: Wohnen und Leben in Erfurt. Hier werden alle Stadtteile der 200000 Einwohnerstadt vorgestellt. Alles klingt sehr positiv. Was steht dahinter? Nur Werbewelt - oder Realität? Offenbar wirbt Erfurt auch um Neubürger - so versucht die Stadt qualitatives Wohnangebot zu leisten und den Problemen der "Schrumpfenden Stadt" zu entgehen. Mein Eindruck: ein erfolgreiches Konzept. Würde ich noch einmal studieren, Erfurt könnte meine Wahl sein.

Auf Wiedersehen, Erfurt!

Freitag, 14. August 2015

Erfurts Sehenswürdigkeiten


Erfurt ist so vielfältig, dass es schwierig ist, dass Typische oder (touristisch) Wichtige zu benennen. Ja, natürlich fallen zuerst Krämerbrücke, Mariendom und der einzigartig erhaltene mittelalterliche Stadtkern ein, aber Erfurt bietet viele Facetten zum Entdecken.
Es lohnt, sich die Stadt in langen Wanderungen selbst zu erschließen.

Der Neubau "Glashütte" auf dem Petersberg

Die Zitadelle Petersberg

Da ist der Petersberg - die barocke Zitadelle, von der aus Kurmainz die Stadt Jahrhunderte lang kontrollierte. Noch bis 1964 militärisch genutzt, hat in den letzten Jahren eine Entwicklung begonnen, die die die Anlage  (einzig erhaltene barocke Stadtfestung in Europa) als Naherholungsgebiet für alle Stadtteile erschließen will.
Mir gefällt die "Glashütte" - ein rechteckiger transparenter Glasbau, der Restaurant und Aussichtsplattform vereint. Von hier aus hat man wunderbare Blicke über die Stadt.

Da ist der Stadtpark - eine Gartenanlage, die um 1900 am Rande des mittelalterlichen Stadtgebietes entstand. Früher waren dort die Lohgerber ansässig, daher heißt dieses Quartier heute die Löbbervorstadt. Im Dichter - und Musikerviertel finden sich Bauten aus der Gründerzeit und aus den 20ziger Jahren. Es ist heute auch das Regierungsviertel, denn es beherbergt das thüringische Landesparlament.
Friedliche Szenen im Stadtpark

Eine Stunde verbringe ich am Wasserspiel im Stadtpark, beobachte Mütter und junge Paare mit Kleinkindern, die auffallend friedlich und sinnvoll spielen bzw. von ihren Eltern dazu angeleitet werden. Das Miteinander und die ruhig - entspannte Atmosphäre beeindruckt mich.

Turnübung - trotz 29 Grad Hitze!

Da sind die Spuren Luthers. Der Reformator hat in Erfurt studiert und trat hier in das Augustinerkloster ein. Heute beherbergt dieses auch eine evangelische Begegnungstätte. Eine - für das Lutherjahr 2017 ausgeblildete - "Luther - Finderin" führt kompetent und zugewandt durch die Anlage.

Da sind die Spuren Goethes und Schillers. Hier traf Goethe 1808 Napoleon und sprach mit ihm über den Werther (in der Kurmainzischen Staatskanzlei, heute Angermuseum). Wilhelm von Humbold heiratete im Dacherröder Haus Caroline (ebenfalls am Anger) und auch Schiller wohnte zeitweilig an der Langen Brücke (Nr. 36) 1791 (Aufführung von Don Carlos).

Am Hirschgraben - im Hintergrund Sitz des Thüringischen Ministerpräsidenten ...
...um 1800 ging hier Goethe ein und aus

Da sind die Spuren der neueren Zeitgeschichte. Das ehemalige Hotel Erfurter Hof am Hauptbahnhof trägt heute - in Erinnerung an Willy Brands Besuch 1970 - den Schriftzug "Willy Brandt ans Fenster".

Der ehemaliger "Erfurter Hof" mit dem Schriftzug "Willy Brandt ans Fenster"
Da ist die Alte Synagoge mit dem bedeutenden Schatzfund aus der Zeit von 1349. Erst vor wenigen Jahren wieder entdeckt, bildet dieser Fund die Basis für Erfurts Bewerbung um die Aufnahme als Weltkulturerbe.

In meiner Erfurt Woche komme ich leider nicht dazu, noch den Ega Park oder den Zoo zu besichtigen. Auch die meisten Museen habe ich  - dank des Hochsommerwetters - diesmal von meinem Besuchsprogramm gestrichen. Dafür freue ich mich, die Erfurter Weinwoche auf dem Domplatz mitzuerleben. Der abendlich beleuchtete Dom, die gute Stimmung auf dem Weinfest - ja, so muss ein Stadtsommer sein.

Auf dem Weinfest am Domplatz



Donnerstag, 13. August 2015

Erfurt - erste Eindrücke der historischen Altstadt und Nachtleben


"10% aller Erfurter leben vom Tourismus", informiert uns der Stadtführer. Das hat Auswirkungen. Zur DDR Zeit fanden sich nur 25 Gastronomiebetriebe in der Innenstadt - heute sollen es 250 sein.
Mit Hilfe des Stadtführers wandere ich die unmittelbare Altstadt ab - Krämerbrücke, Predigerkirche (Meister Eckehardts Wirkungstätte), Domplatz.

Rathaus am Fischmarkt

Was bleibt von der Stadtführung in Kürze? - Erfurt wurde 742 erstmalig erwähnt. Die Stadt liegt am Schnittpunkt der bedeutensten Fernhandelswege des Mittelalters: West - Ost (heute als "Via Regia" bezeichnet) und Nord - Süd.
Im Umland wurde die Waidpflanze angebaut - Basis für den einzigen Blaufarbstoff im Mittelalter. Die Produktionsbedingungen haben die Sprachentwicklung beeinflusst - "Blau machen - blauer Montag". Als der Überseehandel (Vasco da Gama entdeckt Indien, Indigoblau wird importiert) einsetzt, beginnt der wirtschaftliche Niedergang Erfurts.

Auf der Krämerbrücke

So bleiben aber die alten Fachwerk- und Renaissancebauten erhalten. Da Erfurt im 2. Weltkrieg kaum zerstört wurde, können wir uns heute noch an dem mittelalterlichen Stadtbild erfreuen! Die ganze Altstadt ist heute Flächendenkmal.
Nach 2,5 Stunden endet die Stadtführung - doch in Erfurt gibt es noch sehr viel mehr zu entdecken. Und einiges davon werde ich in weiteren Blogbeiträgen ansprechen...

Hier schon einmal einige Bilder von Erfurt bei Nacht:  Nun entfaltet die Stadt eine besondere Atmosphäre! Die Straßenrestaurants füllen sich schnell, Straßenmusikanten unterhalten die Gäste und der beleuchtete Dom wird immer wieder zur Anlaufstelle.

Nächtliches Treffen bei Hochsommerwetter vor der Krämerbrücke

Fachwerkgasse bei Nacht
Ein Straßenmusikant unterhält die Gäste
Zwei Künstler verbinden Tanz und Feuerperformance

Rudolstadt - Heidecksburg und Schillerhaus



Mit dem Zug erreiche ich Rudolstadt von Erfurt aus in knapp 1,5 Stunden. Was ist an der 24000 Einwohner Stadt so interessant, dass ich sie besuche?

Die Heidecksburg 

Zunächst einmal die Heidecksburg, bis 1918 Residenz der Fürsten von Rudolstadt. Der Festsaal zählt zu den schönsten Rokokosälen Deutschlands. Mit einer Führung geht es in einer Stunde durch die Repräsentationsräume und die Wohnräume des Schlosses. Persönlich empfinde ich die dunklen roten und grün gestalteten Rokokoräume als eher drückend. Beim Fotografieren halte ich mich an Details - die Kristallkronleuchter, einzelne Ornamente und Gemäldeausschnitte.

Der Festsaal

Detail aus dem Festsaal

Eigentlich sehen alle Rokokoporträits gleich aus - aber diese lesende Dame spricht mich trotzdem an

Nach einer Pause im Schlosscafe besichtige ich den zweiten Höhepunkt der Heidecksburg: Die Aussstellung "Rokoko en miniatur" - eine Miniaturwelt, die Gerhard Bätz und Manfred Kiesdorf in fünfzig Jahren Kleinarbeit erstellt haben. Dazu gehören fünf Schlösser und Tausende von Figürchen. Ich erfahre, dass die beiden Künstler hiermit eine Art Gegenwelt zur DDR Wirklichkeit erschaffen haben.

In der Ausstellung: Rokoko en miniature

Am Nachmittag besichtige ich das sogenannte Schillerhaus. Eigentlich ist es das Haus der Familie Lengefeld. Hier hat Schiller 1788 die beiden Schwestern Charlotte und Caroline von Lengefeld besucht und den Sommer im nahen Volkstedt verbracht. Besonders berührt mich, wie sich Landschaft und Stadt seit damals  verändert haben. So konnte Schiller von Volkstedt aus den grünen  Gartenpavillion der Familie Lengefeld sehen. Das Haus lag damals am "Ortsrand" - dahinter befand sich nur freies Feld.
 Das Museum zeigt eine kleine Videoinszenierung der Begegnung von Schiller und Goethe, die sich hier zum erstenmal zu einem persönlichen Gespräch trafen. Doch Goethe hielt Distanz - und Schiller war wohl enttäuscht. Erst 1794 kam es zu der entscheidenden Annäherung nach dem Besuch der naturkundlichen Gesellschaft in Jena.

Das "Schillerhaus" - Museum und Schillercafe 

Das Haus spricht mich sehr an - obwohl es keine Originalmöbel zeigt, aber die farbliche Gestaltung und die wenigen Museumsstücke vermitteln mir Harmonie und den Geist der Klassik.
Bevor es nach Erfurt zurückgeht, genieße ich noch Kaffee und Kuchen im Garten des Schillerhauses. Hier kümmert sich ein junges Paar - er aus Saalfeld, sie aus NRW - um die Küche. Offenbar mit großem Erfolg, denn für den Abend sind schon mehrere Tische reserviert.

Selbstporträit - dank der vielen Spiegel im Schloss


Dienstag, 11. August 2015

Erfurt - Die Altstadt erwacht


Der Blick auf die Krämerbrücke ist noch unverstellt, als ich am ersten Morgen meines Erfurtaufenthaltes Brötchen hole. So früh stehen noch keine Touristen im Weg, stattdessen bereitet sich die Stadt auf den neuen Tag vor.

Auf der Krämerbrücke am Morgen


Am Cafe an der  Ägidienkirche werden Stuhlkissen und Hinweistafeln aufgebaut, die Stadtreinigung ist unterwegs und die Kaminholzlieferung vor dem Gildehaus wird angeliefert.

Kaminholzanlieferung vor dem Gildehaus

Ich freue mich auf meine Woche in Erfurt! Später am Tag ist eine Stadtführung geplant, aber ich will die Stadt auch in eigenen Exkursionen erkunden.

Die Sitzkissen sind schon ausgelegt - Frühstücksgäste können kommen!
In der Marktstraße am Morgen

Sonntag, 5. Juli 2015

Hamburg: Von Hafencity zur Binnenalster

Die meisten Touristen wie auch die Hamburger beginnen ihren Stadtbummel am Jungfernstieg oder vom Hauptbahnhof aus über die Mönkebergstraße. Doch ich will heute die Innenstadt „von hinten her“ betreten, als Abschluss meiner Erkundung der Hafencity. An diesem Sommertag ist der Kaiserkai dicht von Touristen besetzt.
Langsam schlendere ich Richtung Elbphilharmonie, überquere Sandtor- und Binnenhafen. Dann geht es durch die Deichstraße zur Binnenalster. 

Das Denkmal erinnert an Bürgermeister Petersen


 In den Geschäftsstraßen zwischen Kleinem Burstah und Bleichenhofbrücke macht mir an diesem Sonntag keiner den Blick auf die Schaufensterauslagen streitig.  Auch im Innenstadtbereich wird gebaut, aber hier muss an bestehende Architektur angepasst werden. Eindrucksvoll ragt eine entkernte Gründerzeitsilhouette in den Himmel.


Blick durch den entkernten Altbau



Überall präsentiert sich die Stadt in heiterster Sommerlaune. Wer kein Cafe findet, kann auch auf den Stufen der Alstertreppe eine Rast einlegen.



Rast an der Alstertreppe beim Rathausmarkt

Blick in das Nikolaifleet


 Ein  Abstecher zum Stuttgarter Weinfest am Rathausmarkt rundet diesen gelungenen Ausflug ab.

Ein kühler Weißwein auf dem Stuttgarter Weinfest tut jetzt gut

Vom Jungfernstieg nehme ich die U - Bahn nach Hause.

Samstag, 4. Juli 2015

Hamburgs Hafen City

Heute bummele ich durch Hamburgs Hafen City, nur ein Stadtteil Hamburgs – aber durchaus eine Tagestour wert. Der neu entstehende Stadtteil ist Europas größtes Stadtentwicklungsprojekt. 2001 wurde mit dem Bau begonnen. Es lohnt sich, jedes Jahr vorbei zuschauen, um die neuen Entwicklungen zu sehen.


Ich steige an der U – Bahn Station Steinstraße aus und arbeite mich über Deichtorplatz und Oberbaumbrücke langsam mit meinem Fotoapparat voran. 


Unterwegs gelingen mir Detailaufnahmen von der Speicherstadt.  Der Blick zur Elbphilharmonie muss natürlich auch festgehalten werden. Auch andere Fotografen und Hobbymaler sind unterwegs, um das Sommerwetter zu nutzen.







Das Spiegelhaus fotografiere ich aus mehreren Perspektiven.
Das Viertel hinter  Ericusgraben und Lohsepark ist noch von Baustellen dominiert, das Überseequartier hat sich jedoch schon ganz schön herausgemausert.








Auch wenn ich erst kürzlich wieder von einer Geschäftsaufgabe am Überseeboulevard gehört habe - doch wer will schon Skibedarf in der HH – City kaufen? Viele experimentieren hier mit – oft zu exklusiven - Geschäftsideen, die nicht immer einschlagen. Auch wenn ich nicht in der Hafencity wohnen möchte, finde ich einen Besuch stets auf `s Neue anregend.