Blick zum Schloss von der Schlossstraße her |
Unter dem Titel "Residenzemsemble Schwerin - Kulturlandschaft des romantischen Historismus" hat es Schwerin auf Platz 9 der Liste der Kultusminister geschafft und wird nun - nach etlichen Jahren der Planung - offiziell der UNESCO zur Aufnahme als Weltkulturerbe vorgestellt.
Blick zum Schloss vom Schlossgarten her - die Gartenanlage macht den romantischen Eindruck erst perfekt |
An einem Wochentag gibt es keine Führungen, aber einen informativen Audioguide. Die Ausstellung der ehemaligen Wohnräume liegt in den oberen Räumen des Schlosses, unten wird der Landtag erneuert. Bis 1918 war das Schloss ja Residenz des Großherzogs. Im abgebrannten Goldenen Saal wurde später der Landtag eingerichtet, dieser soll nun moderner und eindrucksvoller renoviert werden.
Erst habe ich Probleme mit meinen Audioguide, doch die netten Angestellten in der Ausstellung und im Shop helfen gerne weiter. Überhaupt sind die Menschen hier alle sehr entgegenkommend, egal ob es die Berater in der Touristeninfo sind oder der Ticketverkäufer im Schloss oder die Bedienung in den Restaurants.
Die Ausstellung ist noch im Aufbau, viele Räume sind bereits restauriert, aber offensichtlich soll in den nächsten Jahren noch mehr dazukommen. Das merkt man der Wegführung (etwas verworren) an, aber das macht nichts.
Die Räume selbst wirken auf den Betrachter heute zum Teil etwas überladen und dunkel. Das Bildprogramm mit Szenen aus germanischen Mythen und Figuren in Militäruniform im Eingangsraum lösen bei mir eher ungute Gefühle aus und bringen mich zum Nachdenken über die Wertvorstellungen der Herzogsfamilie und des Historismus überhaupt. Aber insgesamt wirkt das Schloss noch wohnlich. Schade, dass die Originalmöbelierung fehlt - der Großherzog hat sie nach seinem Rücktritt mitgenommen.
Was immer wieder begeistert, ist der Blick aus den Fenstern über den Schweriner See und in den Schlosspark. Hier stellt sich eine Leichtigkeit und Naturnähe ein, die einen Ausgleich für die statusorientierte Präsentation der Räume bietet.
Im Schlossgarten - der Baum wurde 1860 gepflanzt |
In der Orangerie |
Ballustrade zum See - an der Orangerie |
Ich kann gar nicht genug fotografieren. Immer wieder ergeben sich tolle Perspektiven. Die Orangerie entzückt, aber auch die das moderne Portal auf der "Schwimmenden Wiese", die für die Bundesgartenschau angelegt wurde, spricht mich an.
Goldroubinie vor dem Eingangsportal der Schwimmenden Wiese |
Friedliche Bilder ... hier der Blick vom Burggarten aus Richtung See |
Abendfrieden am Schweriner See |
Leider gibt es in Schwerin kein Stadtmuseum mehr. Das bedauere ich sehr! Vor vier Jahren ist das alte aus Kostengründen eingestellt worden. Schade, schade ... Wenn ich da z. B. an das hervorragende Stadtmuseum in Naumburg denke. Gerade hier könnten doch Hintergründe der Stadtentwicklung und der Geschichte des Großherzogtums aufgezeigt werden.
An meinem letzten Abend suche ich mir wieder ein ansprechendes Restaurant. Nachdem ich an den Tagen zuvor schon eine typisch mecklenburgische Ente, einmal Fischfilet und einmal Kartoffel - Möhrensuppe gegessen habe, suche ich einen guten Italiener. Die erste Gruppe, die ich für einen Tipp anspreche, gibt sich selbst als Touristen zu erkennen. Aber eine jüngere Dame, die mit dem Fahrrad unterwegs ist, muss doch wohl eine Einheimische sein. Richtig! Und sie hat auch einen guten Tipp: Das "Kristina" in der Nähe des Bahnhofs.
Hier kann ich mich in netter Atmosphäre entspannen. Während ich noch auf meine Spaghetti warte, komme ich mit einer Dame am neben liegenden Tisch ins Gespräch. Auch interessant: Auf Grund des Lokführerstreiks ist sie mit dem Fernbus aus Berlin angereist. Sie will morgen eine Konferenz zum Thema "Stasi" besuchen und erzählt, dass sie als Therapeutin mit den Nachwirkungen der Stasivergehen zu tun hat. Gerade die Kinder der Stasimitarbeiter leiden vielfach ein Leben lang unter den Folgen der doppelten Existenz ihrer Eltern, ganz egal wie sie selbst zu den Handlungen ihrer Eltern stehen.
Was bleibt von meinem Schwerin Aufenthalt? Ich habe mich in Schwerin sehr wohl gefühlt. Ein Besuch ist lohnenswert und für jeden zu empfehlen, denn man kann nicht nur der Geschichte des 19. Jahrhunderts begegnen, sondern erhält immer auch Einblicke in die DDR - Vergangenheit und die aktuelle Lebenssiutation "nach der Wende". Vielleicht komme ich einmal zu einer Opernfreiluftaufführung wieder - oder auch nur, um am Wochenende noch eine Spezialführung zur Schelfstadt zu erleben.
Noch ein paar Bilder zum Abschied:
Blick von der Schlossinsel zum Regierungssitz und zur Kunsthalle |
Der Marstall |
Das Schloss - gesehen von der Mecklenburgstraße am Abend |