Samstag, 4. Januar 2020

Lübeck - Das Günter Grass-Haus

Heute will ich zum Günter Grass-Haus, in dem der Künstler zu Lebzeiten ein Sekretariat unterhielt. Seit November ist dort eine neue Ausstellung zur Blechtrommel zu sehen, die groß beworben worden ist und mich neugierig gemacht hat.
"Inside Blechtrommel" - 60 Jahre nach Erscheinem des Romans

Mit dem Mittel der Virtual Reality soll man dem Romangeschehen ganz nahe kommen. Ich hoffe außerdem, auch einige persönliche Fragen zu Grass klären zu können. Warum lehnte er seinen Vater ab? Wie hat er sich als Persönlichkeit entwickelt?

Eine frühere Sonderschau zeigt auf dem Werbeplakat noch einen recht jungen Grass - aber schon mit charakteristischem Schnauzbart 

Damit auch die Bewegung nicht zu kurz kommt, spaziere ich wieder über den Wallpark im Bogen zur Glockengießergasse. Es regnet die ganze Zeit, so dass ich mein Ziel etwas durchnässt erreiche. Gleich im Eingangsbereich wird der Besucher mit ganz unterschiedlichen Stellungnahmen zu Grass konfrontiert. Erstaunlicherweise scheint der Schweizer Autor Dürrenmatt zu denen gehört zu haben, die nicht viel von Grass hielten. Im Erdgeschoss erhält man anhand von Infotafeln einen Überblick zu wichtigen Aspekten, z. B. Grass und der Nationalsozialismus oder Grass und die Religion. 

Der Kolonialwarenladen

Auch einige seiner Aquarelle und Grafiken finden sich und zeigen, wie umfassend er künstlerisch tätig war. Besonders anschaulich ist der nachgebaute Kolonialwarenladen aus der Blechtrommel. Die  Virtual Reality Installation dauert etwa fünf Minuten. Ich sehe zuerst, wie eine andere Besucherin eingewiesen wird und bin zunächst skeptisch, ob sich das Warten lohnt. Doch die Teilnahme macht mir dann Spaß. Mit Hilfe einer Brille hat man wirklich den Eindruck,  am Ostseestrand, im Keller oder in der Pflegeanstalt zu sein. Ich glaube aber nicht, dass die Inszenierung verständlich ist, wenn man den Roman nicht gelesen hat.

Grass`Aquarell zu "Mein Jahrhundert" 1997

Insgesamt werden meine Eindrücke von Grass erweitert, so dass dich der Besuch gelohnt hat. Da es im Haus immer wieder Sonderausstellungen gibt ( z. Z. eine über „Das Treffen in Telgte“ und den Barock), ist auch ein wiederholter Besuch empfehlenswert. Zum Abschluss stöbere ich noch im Museumsshop und entscheide mich für ein paar Postkarten von Grass mit Fotos und einem Selbstporträt. Beides vermittelt mir eine Vorstellung davon, wie er als junger Mann war und wie er mit Ende 50 wahrgenommen werden wollte.

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