Sonntag, 5. Januar 2020

Lübeck - Das Museum Behnhaus Drägerhaus

Bei inzwischen strahlendem Sonnenschein, aber auch eisigem Wind begebe ich mich zum Museum Behnhaus Drägerhaus. Demnächst soll hier die Übergangsausstellung zu den "Buddenbrocks" gezeigt werden - solange, wie das Thomas Mann-Haus  wegen Renovierung geschlossen bleibt.

Die Eingangshalle des Behnhauses 

Aber mich interessiert sowieso die ständige Ausstellung: Werke der Romantik und der Klassischen Moderne. Das eindrucksvolle klassizistische Gebäude selbst stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und zeigt auch Möbel der Goethezeit.


Ich leihe mir einen Audioführer und erfahre so mehr über viele der Hauptgemälde. Die Texte sind vom Kurator überwiegend selbst gesprochen und heben in gelungener Weise das Besondere der Gemälde hervor.


 Hier begegne ich auch etlichen Bildern, die so berühmt sind, dass sie mir schon in anderen Kontexten bzw. Abbildungen begegnet sind. Nun weiß ich also auch, wo sie zuhause sind.
Ich nehme viele Anregungen mit, mich mit den Malern neu oder wieder zu beschäftigen. Besonders beeindrucken mich Max Pechsteins "Wegkreuzung" und Liebermanns "Wannsseegarten" aufgrund der wirkungsvollen Komplementärfarben und der Farbabstufungen.

Liebermanns "Wannseegarten"

Aber auch die Möglichkeit, die unterschiedlichen Darstellungen von Kindern aus den verschiedenen Epochen vergleichen zu können (z.B. Gerhard Kuehl, Lübecker Waisenhaus; Linde-Walther, Kind im Spielzimmer; Edvard Munch, Die Söhne der Familie Linde), finde ich anregend.

Im Waisenhaus 

Das Bild "Heimkehr von der Arbeit" von Friedrich Wasmann (1831) wird mir in seiner religiösen Dimension durch die Erklärungen des Audioführers erschlossen. Das Museum bietet gerade in seiner überschaubareren Auswahl einen sehr intensiven Zugang zu den Werken und ich kann einen Besuch unbedingt weiterempfehlen.
Im Anschluss bummele ich noch einmal durch die Lübecker Innenstadt. Der Wind ist so schneiden, dass ich meine Hände lieber in den Manteltaschen lasse.

Das Heilig - Geist - Hospital

Fazit: Meinen Lübeck Besuch habe ich trotz der kalten Jahreszeit sehr genossen. Viele Anregungen  werden mich - so hoffe ich - weiter durch das Jahr begleiten.

Samstag, 4. Januar 2020

Lübeck - Das Günter Grass-Haus

Heute will ich zum Günter Grass-Haus, in dem der Künstler zu Lebzeiten ein Sekretariat unterhielt. Seit November ist dort eine neue Ausstellung zur Blechtrommel zu sehen, die groß beworben worden ist und mich neugierig gemacht hat.
"Inside Blechtrommel" - 60 Jahre nach Erscheinem des Romans

Mit dem Mittel der Virtual Reality soll man dem Romangeschehen ganz nahe kommen. Ich hoffe außerdem, auch einige persönliche Fragen zu Grass klären zu können. Warum lehnte er seinen Vater ab? Wie hat er sich als Persönlichkeit entwickelt?

Eine frühere Sonderschau zeigt auf dem Werbeplakat noch einen recht jungen Grass - aber schon mit charakteristischem Schnauzbart 

Damit auch die Bewegung nicht zu kurz kommt, spaziere ich wieder über den Wallpark im Bogen zur Glockengießergasse. Es regnet die ganze Zeit, so dass ich mein Ziel etwas durchnässt erreiche. Gleich im Eingangsbereich wird der Besucher mit ganz unterschiedlichen Stellungnahmen zu Grass konfrontiert. Erstaunlicherweise scheint der Schweizer Autor Dürrenmatt zu denen gehört zu haben, die nicht viel von Grass hielten. Im Erdgeschoss erhält man anhand von Infotafeln einen Überblick zu wichtigen Aspekten, z. B. Grass und der Nationalsozialismus oder Grass und die Religion. 

Der Kolonialwarenladen

Auch einige seiner Aquarelle und Grafiken finden sich und zeigen, wie umfassend er künstlerisch tätig war. Besonders anschaulich ist der nachgebaute Kolonialwarenladen aus der Blechtrommel. Die  Virtual Reality Installation dauert etwa fünf Minuten. Ich sehe zuerst, wie eine andere Besucherin eingewiesen wird und bin zunächst skeptisch, ob sich das Warten lohnt. Doch die Teilnahme macht mir dann Spaß. Mit Hilfe einer Brille hat man wirklich den Eindruck,  am Ostseestrand, im Keller oder in der Pflegeanstalt zu sein. Ich glaube aber nicht, dass die Inszenierung verständlich ist, wenn man den Roman nicht gelesen hat.

Grass`Aquarell zu "Mein Jahrhundert" 1997

Insgesamt werden meine Eindrücke von Grass erweitert, so dass dich der Besuch gelohnt hat. Da es im Haus immer wieder Sonderausstellungen gibt ( z. Z. eine über „Das Treffen in Telgte“ und den Barock), ist auch ein wiederholter Besuch empfehlenswert. Zum Abschluss stöbere ich noch im Museumsshop und entscheide mich für ein paar Postkarten von Grass mit Fotos und einem Selbstporträt. Beides vermittelt mir eine Vorstellung davon, wie er als junger Mann war und wie er mit Ende 50 wahrgenommen werden wollte.

Freitag, 3. Januar 2020

Lübeck — Eine Winterkurzreise

Seit fast dreißig Jahren kenne ich Lübeck von Tagesausflügen und einem Wochenendtrip im Sommer. Nun möchte ich die touristenarme Zeit im Januar nutzen, um mir in aller Ruhe ein paar Ecken anzusehen, die bislang zu kurz gekommen sind und die wohl auch sonst im Schatten des Thomas-Mann-Hauses, des St. Annen - Quartiers oder des Domes stehen.

Das Holstentor - noch mit weihnachtlichem Schmuck

Nachdem ich gegen 12 Uhr mein Hotel bezogen habe, starte ich gleich zu einem Wallspaziergang. Es ist wirklich ein grauer und regenreichster Tag, aber ich lasse mir nicht die Laune verderben.

Winterlicher Wallspaziergang


Am Stadtgraben entlang wandere ich im Bogen um Lübeck herum und erfreue mich am Anblick der Kirchen.

Auch bei Kälte schön

Am Hüxtertor steige ich wieder hinauf in die Altstadt, bummele durch die Hüxstrasse und betrachte die Auslagen in den Schaufenstern. Lübeck hat wirkliche viele kleine individuelle Lädchen mit Mode, Schmuck, Antiquitäten und Galerien zu bieten. Inzwischen regnet es stärker und ich gönne mir eine Pause mit Kaffee und Schokoladen Torte. Köstlich!

Im Willy Brandt - Haus

Nun steht mein erstes Besichtigungsziel an : Das WillyBrandt-Haus. Ich bin ganz beeindruckt, was Brandt alles in seinem Leben geleistet hat. Gerade in der kurzen Zusammenschau der Ausstellung mit den informativen Videos und Hördateien zur Zeitgeschichte bekomme ich einen lebendigen Eindruck, z.B. in seine Zeit als Bürgermeister in Berlin und den Mauerbau. Es erscheint unverständlich, warum seine politischen  Gegner ihn so niveaulos verleumdet haben.
Ich verbringe hier etwa zwei Stunde, bis zum Schließen der Ausstellung um 18:00 Uhr.

Nächtlicher Blick zum Holstentor

Noch immer regnet es stark und ich beschließe, lieber gleich in der Innenstadt zu Abend zu essen. Auf meinem Rückweg zum Hotel bietet sich ein stimmungsvoller Blick auf das erleuchtete Holstentor.