Sonntag, 30. Juli 2017

Schleswig - der Holm und St. Johannis

Der Holm ist eine ursprüngliche Fischersiedlung und einer der ältesten Stadtteile Schleswigs. "Holm" bedeutet Insel (vgl. Stockholm) und das war Schleswigs Holm auch bis 1935.

Blick vom Holm zur Schlei

Die einstöckigen Häuser sollen bis in 12. Jahrhundert zurückreichen - ich sehe jedoch überwiegend Häuser aus der Zeit ab 1700. Über die "Fischerbrücke" (Straße zum Rathaus) gingen die Bewohner damals um ihre Ware dort auf dem Markt zu verkaufen.


Alte Fischerhäuser - einstöckig um 1700

Heute sollen noch drei Fischer hauptberuflich tätig sein und etwa ebenso viele nebenberuflich. Der Holm gilt als schönster Stadtteil und bietet genau die stimmungsvolle Atmosphäre, die Touristen anspricht.

Der Holm - weitere Einblicke


Geht man etwas weiter gelangt man zum St. Johanniskloster, ebenfalls auf dem Holm erbaut und um 1200 von Benediktinerinnen gegründet. Es stellt heute den "besterhaltenen mittelalterlichen Klosterkomplex in Schleswig - Holstein" dar. Seit 1994 hat die nordelbische Kirche hier ein Bibelzentrum eingerichtet.


Blick aus dem Bibelgarten zur Klosterkirche
Detail Bibelgarten


Freitag, 28. Juli 2017

Haithabu und das Haddebyer Noor

Bei bewölktem Wetter um 19 Grad starte ich heute zu einer der touristischen Hauptattraktionen der Schlei - der Wikingersiedlung Haithabu.


Leben wie die Wikinger


Haithabu war im 9. - 11. Jahrhundert einer der größten Handelsplätze Nordeuropas. Der Antrag auf die Aufnahme in das Weltkulturerbe läuft.  Hier lebten bis zu 2000 Menschen in Verhältnissen, die heute doch recht dürftig wirken.



Erster Blick auf die Wikinger Häuser

Man hat 7 Häuser originalgetreu rekonstruiert, eines davon - das Versammlungshaus - sogar auf dem Originalplatz. Ich erfahre, dass viele Häuser nur kurze Zeit genutzt wurden. Das "Haus des Tuchhändlers" wurde so 833 errichtet und ist mit 98 qm das größte. Nach nur einem Jahr brannte es ab. Viel kleiner fallen das "Haus des Holzhandwerkers" (17 qm) und das "Haus des Fischers" (8 qm !) aus.

In Haithabu

Die Häuser sind alle etwas unterschiedlich konstruiert, aber insgesamt kann man sagen, dass es Lehm - Holzbauten sind, mit einer Herdstelle (offenes Lagerfeuer) und z.T. mit Tonofen.
Um Haithabu zu erreichen, fahre ich eine kurze Strecke mit dem Auto. Vom Touristenparkplatz sind es etwa 15 Gehminuten bis zu den Häusern. Mit mir befinden sich viele andere Touristen - natürlich auch viele Kinder -  auf dem Weg zum Museum. Wie auch in Schleswig hört man oft Dänisch sprechen.


In diese Woche findet die Vorführung "Unter den Dächern von Haithabu - Alltagsleben in einer frühmittelalter Stadt" statt. Konkret bedeutet das, das als Wikinger Gekleidete z.B. Bogenschießen mit Kindern praktizieren und Wolle gefärbt und verkauft wird. Mich beeindruckt der Blick auf die Fußbekleidung der "Wikinger" - viele sind barfuß oder tragen mittelalterliche (unbequeme) Lederschuhe.


Freude machen mir besonders die vielen Schwalben - es müssen hunderte sein, die  in den Strohdächern niesten und unbeirrt von dem ganzen Touristenrummel ein- und ausfliegen und in den Nestern ihre Jungen füttern. Fotoversuche scheitern - die Vögel sind einfach zu schnell.
Im Anschluss wandere ich weiter - um das Haddebyer Noor.


Das Danewerk - hier als Erdwall gut erkennbar

Dort passiere ich auch das Danewerk - einen Schutzwall aus der Zeit zwischen 600 - 1200, der auch noch beim dänisch - preußischen Krieg 1864 genutzt werden sollte. Er gilt heute als nationales dänisches Symbol - auch daher wohl die vielen dänischen Touristen.


Der Originalrunenstein aus der Zeit um 1000 steht heute im Museum
Blick vom Noor Richtung Schleswig

Bei der Wanderung um das Noor begegnen mir nicht mehr viele Menschen und so kann ich die Naturansichten in aller Ruhe genießen. Auch einige archäologischen Stätten wie z.B. Runensteine erinnern noch an die Zeit der Wikinger.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Schleswig - erste Stadterkundung

Bei unerwartet schönem Wetter nutze ich meinen ersten vollständigen Tag zu einer umfassenderen Stadterkundung und versuche dabei, auch mehr über die Stadtentwicklung und die aktuelle Situation Schleswigs herauszufinden.


Ansicht des Doms - vom Rathausmarkt her
(Der Turm stammt aus dem 19. Jahrhundert)

Schleswig wurde 804 das erstemal urkundlich erwähnt und gilt daher als eine der ältesten Städte Nordeuropas. Zunächst stand es noch im Schatten von Haithabu, der Wikinger Siedlung, einem bedeutenden Handelszentrum im 9. - 11. Jahrhundert. Als Haithabu 1066 aufgegeben wurde, begann Schleswig sich zu einer größeren Stadt zu entwickeln.


Im Kirchenraum - Blick Richtung Turmanbau

Die ältesten Teile sind der Bereich um den Dom, der als Landzunge in die Schlei hineinreichte und dadurch für Siedlungszwecke besonders geeignet erschien. Der St. Petri Dom gehört als gotische Hallenkirche zu der "europäischen Route der Backsteingotik". Berühmt ist er auch für den Brüggemann Altar (um 1517), der aus 400 Eichenfiguren besteht. Brüggemann schuf auch die eindrucksvolle, überlebensgroße Christopherus Figur, deren Christuskind nun die Besucher am Ausgang segnet (s. Foto). 


Christopherus von Brüggemann (um 1515)

Bis auf einige Cafes ist die Altstadt mit dem klassizistischen Rathaus sehr ruhig, zunächst habe ich sie gar nicht entdeckt, denn die Fußgänger- und Einkaufsstraße - "der Stadtweg" - schien für mich das Zentrum zu bilden. Dort herrscht reger Betrieb und ich bin erstaunt, dass die zahlenmäßig kleine Stadt - 24000 Einwohner - doch über so viele Geschäfte verfügt. Wie ich erfahre, ist sie aber Einkaufzentrum von 100000 Menschen.


In der Altstadt

Viele der üblichen Ladenketten gibt es auch hier, doch am Beginn der Fußgängerzone fallen leerstehende Großbauten auf. Schon vor Jahren wurde hier das Hertiekaufhaus aufgegeben. Inzwischen wurde das Gebäude von der Stadt gekauft und soll nun abgerissen werden. Bestimmt eine gute Entscheidung.
Diese Altstadt bildete im Mittelalter das 1- 6. Quartier. Dann entstand der "Lollfuß" - das 7. Quartier, das eine Verbindung zu Schloss Gottdorf darstellt. Der 2 km entfernt Bereich um Gottdorf gehörte mit der Friedrichsstadt früher dem Herzog und war gar kein Teil Schleswigs.


Im Lollfuß



Im Lollfuß - ein Altwarenhändler


Heute versucht man, den Lollfuß wieder attraktiver zu machen und an die aktuelle Stadtentwicklung anzubinden. Als Idee wurde ein "Mythenweg" entwickelt, der an germanische Götter und alte dänische Könige erinnert. Im Marketing Prospekt Schleswigs wird der Lollfuß als abwechslungsreiches Einkaufsquartier hochgelobt, doch die Wirklichkeit stellt sich deutlich bescheidender dar.

Im Lollfuß  - einige Häuser sind nur über eine Treppenballustrade zu erreichen

Ganz sicher gilt jedoch: Der Stadtteil hat eine individuelle Atmosphäre. Etliche Altbauten stehen noch leer oder wirken etwas heruntergekommen. Die Hanglage und die Treppenanlagen machen es heutigen Bewohnern schwer - barriefrei ist diese Welt nicht.

Mittwoch, 26. Juli 2017

Urlaubsbeginn in Schleswig

Gestern bin ich bei Regen in Schleswig angekommen. Dieses Wetter wird mich wohl auch die kommenden 10 Tage begleiten! Als ich am Abend aber die Nachrichten von Dauerregen in anderen Landesteilen und z. B. von den Überflutungen in Hildesheim und im Harzer Umland höre, bin ich wiederum getröstet. Bei diesem Wetter bin ich gut in Schleswig aufgehoben, den für einen ruhigen Bummel- und Kultururlaub ist es wirklich passend.
Drei Erkundungsrunden durch die Stadt machen mich neugierig, mehr über die Historie und die Lebensverhältnisse herauszufinden.
Heute früh gelingt mir ein regenfreier Schnappschuss aus dem Fenster meiner Ferienwohnung, die passenderweise "Fernblick" heißt. Man sieht das Wahrzeichen Schleswigs, den sog. Wikingturm, einen Appartmentblock von 1972, und natürlich die Schlei.