Bei unerwartet schönem Wetter nutze ich meinen ersten vollständigen Tag zu einer umfassenderen Stadterkundung und versuche dabei, auch mehr über die Stadtentwicklung und die aktuelle Situation Schleswigs herauszufinden.
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Ansicht des Doms - vom Rathausmarkt her
(Der Turm stammt aus dem 19. Jahrhundert) |
Schleswig wurde 804 das erstemal urkundlich erwähnt und gilt daher als eine der ältesten Städte Nordeuropas. Zunächst stand es noch im Schatten von Haithabu, der Wikinger Siedlung, einem bedeutenden Handelszentrum im 9. - 11. Jahrhundert. Als Haithabu 1066 aufgegeben wurde, begann Schleswig sich zu einer größeren Stadt zu entwickeln.
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Im Kirchenraum - Blick Richtung Turmanbau |
Die ältesten Teile sind der Bereich um den Dom, der als Landzunge in die Schlei hineinreichte und dadurch für Siedlungszwecke besonders geeignet erschien. Der St. Petri Dom gehört als gotische Hallenkirche zu der "europäischen Route der Backsteingotik". Berühmt ist er auch für den Brüggemann Altar (um 1517), der aus 400 Eichenfiguren besteht. Brüggemann schuf auch die eindrucksvolle, überlebensgroße Christopherus Figur, deren Christuskind nun die Besucher am Ausgang segnet (s. Foto).
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Christopherus von Brüggemann (um 1515) |
Bis auf einige Cafes ist die Altstadt mit dem klassizistischen Rathaus sehr ruhig, zunächst habe ich sie gar nicht entdeckt, denn die Fußgänger- und Einkaufsstraße - "der Stadtweg" - schien für mich das Zentrum zu bilden. Dort herrscht reger Betrieb und ich bin erstaunt, dass die zahlenmäßig kleine Stadt - 24000 Einwohner - doch über so viele Geschäfte verfügt. Wie ich erfahre, ist sie aber Einkaufzentrum von 100000 Menschen.
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In der Altstadt |
Viele der üblichen Ladenketten gibt es auch hier, doch am Beginn der Fußgängerzone fallen leerstehende Großbauten auf. Schon vor Jahren wurde hier das Hertiekaufhaus aufgegeben. Inzwischen wurde das Gebäude von der Stadt gekauft und soll nun abgerissen werden. Bestimmt eine gute Entscheidung.
Diese Altstadt bildete im Mittelalter das 1- 6. Quartier. Dann entstand der "Lollfuß" - das 7. Quartier, das eine Verbindung zu Schloss Gottdorf darstellt. Der 2 km entfernt Bereich um Gottdorf gehörte mit der Friedrichsstadt früher dem Herzog und war gar kein Teil Schleswigs.
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Im Lollfuß |
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Im Lollfuß - ein Altwarenhändler |
Heute versucht man, den Lollfuß wieder attraktiver zu machen und an die aktuelle Stadtentwicklung anzubinden. Als Idee wurde ein "Mythenweg" entwickelt, der an germanische Götter und alte dänische Könige erinnert. Im Marketing Prospekt Schleswigs wird der Lollfuß als abwechslungsreiches Einkaufsquartier hochgelobt, doch die Wirklichkeit stellt sich deutlich bescheidender dar.
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Im Lollfuß - einige Häuser sind nur über eine Treppenballustrade zu erreichen |
Ganz sicher gilt jedoch: Der Stadtteil hat eine individuelle Atmosphäre. Etliche Altbauten stehen noch leer oder wirken etwas heruntergekommen. Die Hanglage und die Treppenanlagen machen es heutigen Bewohnern schwer - barriefrei ist diese Welt nicht.