Es ist noch Vorsaison, als ich am Donnerstag früh um 11 Uhr in Tönning eintreffe. So kann ich auch gleich mein Zimmer beziehen - keine abreisenden Gäste machen mir die Aufmerksamkeit der Rezeptionistin streitig. Voll Abenteuerlust starte ich sofort zur Ortserkundung - in der Eile packe ich gar nicht mehr meine Handschuhe aus. Ein Fehler, wie sich in der eiskalten Luft schnell herausstellt. Die hell leuchtenden Krokuse am Hafen sind Täuscher - aber nett anzuschauen.
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Tönning - Am Hafen |
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Es wird immer trüber .... |
In den nächsten Zwei Stunden erkunde ich den kleinen Ort. Wie komme ich überhaupt auf Tönning? Ich suchte einen ruhigen Ort abseits der Touristenströme. Das finde ich hier auf jeden Fall. Aber es ist um diese Jahreszeit auch etwas unbelebt: das kleine Stadtmuseum hat geschlossenen, auch eine kleine Galerie und das eine oder andere Restaurant sind geschlossen. An einer Art Schaufenster bleibe ich stehen und versuche, die niederdeutschen Spruchtafeln zu entziffern. Da tritt ein älterer Herr heraus und bittet mich herein. Es ist sein Haus, die ehemalige Schlachterei hat er zu einer Wohnung umgebaut. Er führt mich durch die Räume, verweist stolz auf die Fliesen- und Holzarbeiten und erklärt: Alles selbst gemacht. Während ich seine Arbeit bewundere, erfahre ich von seinen 26 Jahren in Stuttgart, dem Tod seiner Frau, von der Herkunft seiner Mutter aus Friedrichstadt und bekomme auch die Räume, die er für seine Töchter restauriert, zu Gesicht.
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Niederländische Giebel in Marktnähe |
Weniger freundlich und entgegenkommend verhält sich die Dame in der Touristeninfo. Oder ist sie einfach so begriffsstutzig? Jedenfalls verlasse ich diese Anlaufstelle eher enttäuscht und wenig informiert.
Inzwischen bin ich durchgekühlt und begebe mich zur Zwischenrast in mein Gästehaus am Hafen. Als ich nach kurzem erneut aufbreche, ist es noch trüber geworden. Ein lang anhaltender Regen setzt ein. Ich versuche mich nicht entmutigen zu lassen und starte trotzdem zum Spaziergang am Deich. Doch bald bin ich so nass, dass ich abbreche.
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Eiderspaziergang bei Regen |
Erst trinke ich einen Kaffee am Marktplatz, dann noch mal Kaffee und Pflaumenkuchen am Hafen. Statt äußerer Anregung vertiefe ich mich in Heinrich Heines "Nordseereisebild". Am Abend wechsle ich in ein gemütliches Fischrestaurant, wo ein Rotbarsch und Wein zusammen mit weiterer Heine Lektüre für einen angenehmen Tagesausklang sorgen.
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Hier fühle ich mich rundrum wohl |